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"Die Jungs sind gut"
VfR-Cheftrainer Thorsten Damm im Interview
(mk) Der Start ist schon einmal geglückt: Vergangenen Samstag feierte Thorsten Damm beim 1:0 (0:0)-Sieg gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen als Cheftrainer des VfR Mannheim einen Einstand nach Maß. Kommenden Sonntag (14.00 Uhr) steht bei der SG Sonnenhof Großaspach das nächste Ligaspiel auf dem Programm. In einem vereinsinternen Interview äußerte sich Thorsten Damm unter anderem zur Stabilisierung im Defensivverhalten und wie er in weniger als zwei Monaten etwas beim VfR bewegen möchte. Das Redaktionsteam des VfR Mannheim bedankt sich bei Thorsten Damm für die ausführliche Beantwortung der Fragen.
Hallo Thorsten, nach der Winterpause agierte der VfR vor allem im Defensivverhalten instabil. Bei Deinem Debüt gegen Bietigheim-Bissingen kassierte die Mannschaft allerdings gleich auf Anhieb kein Gegentor. Wie kann das Defensivverhalten nun nachhaltig stabilisiert werden?
Damm: Das Defensivverhalten liebt man oder hasst man. Es geht darum, Defensivspieler zu finden, die Verantwortung übernehmen und gleichzeitig den restlichen Mannschaftsteilen vermitteln, wie wichtig diese Arbeit ist. Wenn man die Anzahl der Gegentore reduzieren möchte, sollen und müssen schlussendlich ja alle Spieler am Defensivverhalten teilnehmen.
Der Verein hat Dich Anfang April für knapp zwei Monate als Cheftrainer verpflichtet. Was kann ein Coach in diesem kurzen Zeitraum ohne Vorbereitung und Transfermöglichkeiten auf taktischer und spielerischer Ebene bewegen?
Damm: Zunächst einmal besteht glücklicherweise kein Bedarf, neue Transfers zu tätigen. Die Jungs sind gut und können alle kicken. Wenn man in einer Abwärtsspirale steckt, geht es darum, den Kopf frei zu bekommen und sich mit wenigen Vorgaben immer ein Stück weiterzuentwickeln. Im Endeffekt stehen die Ergebnisse im Vordergrund und nicht der schöne Fußball.
Wie sind deine ersten Eindrücke von der Mannschaft?
Damm: Wie schon gesagt: Die Jungs sind gut, können kicken und haben vor allem einen tollen Charakter. Damit kommt man schon weit – auch in unserer Situation.
Jetzt seid ihr am kommenden Sonntag (14.00 Uhr) Auswärts in Großaspach gefordert. Wie siehst Du die Chancen, bei einem der größten Aufstiegsfavoriten positiv zu überraschen und vielleicht sogar etwas Zählbares einzufahren?
Damm: Da hängen die Trauben natürlich ganz hoch. Man muss bedenken, dass beim erfolgreichen Hinrundenspiel mit Celiktas und Salz zwei zentrale Säulen bei Großaspach gefehlt haben. Außerdem grassiert gerade eine Grippewelle bei uns in der Mannschaft. Aktuell sind 5 Spieler, vier davon aus der Startformation von Samstag, nicht im Trainingsbetrieb und wir hoffen, dass keine weiteren Akteure hinzukommen. Das macht die Aufgabe am Sonntag nochmal schwieriger als sie sowieso schon ist.
Wie eng ist die Bindung von Dir und Deiner Familie zum VfR Mannheim?
Damm: Mein Vater war im Odenwaldkreis ein „local hero“, und so wie es früher eben war, blieb man seinem Heimatverein, wenn es nur irgendwie ging, treu. Er kam dann beruflich bedingt nach Mannheim, war aber schon verheiratet und der Nachwuchs war ebenfalls unterwegs. Daher folgte er dem Rat seiner Frau, nicht nochmal die große Karriere anzustreben, sondern in der zweiten Mannschaft des VfR zu spielen. Später fungierte er dann als Funktionär bei der zweiten Mannschaft mit Spielern wie Marco Pezzaiouli. Somit habe ich als kleiner Knirps noch im alten Rhein-Neckar-Stadion hinterm Tor gekickt.
Du gehörst dem wissenschaftlichen Personal des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg an. Kannst du uns erzählen, wie dein Alltag in dem Institut aussieht?
Damm: Ich bin Fachleiter Fußball und unterrichte die Sportstudierenden. Da Fußball ein Pflichtfach ist, muss es auch jeder belegen – von der Schwimmerin, die vielleicht noch nie in ihrem Leben Fußball gespielt hat, bis hin zu Fußballern aus verschiedenen Ligen bis hin zur Regionalliga. Zudem leite ich den Wettkampfsport der Universität, bei dem Studierende in ihren Sportarten (egal ob Rudern, Fechten, Leichtathletik usw.) gegen andere Unis bei Deutschen Hochschulmeisterschaften antreten. Die Reise kann im Erfolgsfall dann in Europäischen Hochschulmeisterschaften und studentischen Weltmeisterschaften weitergehen. Die Erfolge werden dann immer in jährlich erscheinenden Rankings dokumentiert, so wie man es aus den USA kennt. Heidelberg hat sich da in den letzten Jahren in den Top 5 etabliert und konkurriert als relativ kleine Uni gegen die „Großen“ aus München, Köln und Hamburg etc.
Vielen Dank für das Gespräch.
Foto: Nohe