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Ein erkenntnisreicher Abend
Sportvorstand Serkan Zubari und Hakan Atik, sportlicher Leiter, stellten sich den Fragen der Fans
Bilder: Nohe
(mk) Serkan Zubari ergriff pünktlich um kurz nach 19:00 Uhr das Wort und fokussierte sich in seinen Ausführungen zunächst auf die abgelaufene Saison 2021/2022. Der Sportvorstand unterstrich in einem gut besuchten VIP-Raum, dass die Rahmenbedingungen zu Beginn der Vorbereitung kompliziert waren: Die Rasenspieler gingen nach der halbjährigen pandemiebedingten Zwangspause mit einer komplett neuen Mannschaft als auch einem neuen Trainerteam in die Spielzeit und waren trotz des großen Umbruchs gewillt gewesen, den Aufstieg im Frühjahr 2022 zu realisieren.
Doch bereits früh in der Saison sah sich der Verein mit diversen Problemen konfrontiert: Der großflächige Covid Ausbruch wenige Wochen vor Rundenbeginn wirkte sich negativ auf die Leistungsfähigkeit einzelner Spieler aus. Die genesenen Akteure durften zwar vergleichsweise früh wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, konnten jedoch über einen langen Zeitraum nicht mehr jene Leistungen abrufen, die sie zu Beginn der Vorbereitung auszeichneten. Hinzu kam, dass bereits im September erkennbare Differenzen zwischen dem Trainerteam und einzelnen Führungsspielern auftraten; die auseinanderdriftenden Vorstellungen beider Parteien waren nur noch schwer zu kitten. Der Verein sah sich Mitte Oktober gezwungen zu handeln und trennte sich schließlich von Cheftrainer Ralf Schmitt. Hakan Atiks ursprüngliche Intention war es nicht gewesen, neben dem Amt des sportlichen Leiters auch noch jenes des Cheftrainers auszuüben, allerdings galt diese Option als naheliegend und brachte im Vergleich zu den Alternativen keine Risiken mit sich. Die Hinrunde endete mit vier aufeinanderfolgenden Siegen versöhnlich und ließ alle Aufstiegshoffnungen am Leben.
Der Start in die Wintervorbereitung verlief euphorisch. Alle Spieler unterzogen sich zu Beginn des Jahres einem ausführlichen Medizincheck, der nicht nur die Blutwerte analysierte, sondern auch einen Laktattest wie eine Leistungsdiagnostik beinhaltete und darüber hinaus die Herzbelastung untersuchte. Da die Krankenkasse die üppigen Kosten nicht übernahm, wurden die finanziellen Mittel vom Vorstand finanziert.
Den ersten Rückschlag einer gut verlaufenden Wintervorbereitung musste der VfR in der Mitte des Februars hinnehmen: John Malanga erklärte dem Verein, dass er ein lukratives Angebot des 1.FC Kaiserslautern erhalten habe und die Chance, als Jugend-Chefathletiktrainer in Kaiserslautern zu arbeiten, gerne wahrnehmen würde. Der Entschluss des Innenverteidigers war felsenfest und jegliche Versuche, ihn zum Verbleib zu bewegen, erschienen aussichtslos: „Der VfR kann niemanden zwanghaft halten, der den Verein verlassen möchte“ brachte Zubari das Dilemma kurz und bündig auf den Punkt.
Als ein weiteres Problem entpuppte sich derweil der Genesungsverlauf Ali Ibrahimajs. Ibrahimaj verletzte sich im vorletzten Hinrundenspiel beim ATSV Mutschelbach schwerer und konnte sechs Wochen nicht einmal physiotherapeutische Maßnahmen in Anspruch nehmen. Die Hoffnung, dass er sich von seiner Verletzung rasch erholen würde, ging jedoch nicht in Erfüllung. Ibrahimaj befand sich zu keinem Zeitpunkt der Rückserie auch nur annähernd im Vollbesitz seiner Kräfte und verletzte sich Anfang April erneut.
Summa summarum musste nach Ende der Saison festgehalten werden, dass der Ausfall Ibrahimajs und der Abgang Malangas nicht kompensiert werden konnten und vor allem im letzten Drittel der Saison die Leistung der Mannschaft nicht mehr stimmte. Neben der Tatsache, dass ganz wenige (!) Akteure im Laufe der Rückrunde Defizite im charakterlichen und mentalen Bereich offenbarten, erwies sich der Wegfall zweier Schlüsselspieler als Genickbruch im Kampf um den Aufstieg. Dies soll keinesfalls als Entschuldigung für den Rückrundenverlauf herhalten. Es muss nüchtern festgehalten werden, dass die Leistung vor allem im letzten Drittel der Saison nicht zufrieden stimmte und die Mannschaft ihren eigenen Anforderungen nicht mehr gerecht werden konnte.
„In der kommenden Spielzeit werden wir über mehr als zwei Schlüsselspieler verfügen. Des Weiteren sind wir personell auch im mentalen Bereich besser aufgestellt“, erklärt Zubari und verweist bei seinen Ausführungen auch auf die Personalie Richard Weil, der sowohl spielerisch als auch charakterlich vorbildlich auftritt, seinen Lebensmittelpunkt in Mannheim hat und über einen zwei-Jahres Vertrag beim VfR verfügt. Weil wird zwar auch das Amt des Co-Trainer bekleiden, allerdings soll der Fokus während der Partien einzig auf seiner Funktion als Spieler gerichtet werden. Sein Platz ist auch nicht in der Trainer-, sondern in der Spielerkabine: „Die Mannschaftskabine ist ein extrem wichtiger Ort, da auf diesen wenigen Quadratmetern die Grundlage für das Entstehen einer Einheit gelegt wird“, betonte der sportliche Leiter Hakan Atik.
Auf der anderen Seite werden in der kommenden Saison mit den drei Neuzugängen aus der Landesliga (Dennis Gerber, Lambert Max Kougang und Ayhan Sabah) junge Spieler verpflichtet, die brennen und vor allem auf der mentalen Schiene vorbildlich agieren. „An Dennis Gerber war ich länger als ein Jahr dran gewesen“, erklärte ein erleichterter Hakan Atik und lieferte damit den Beweis, dass auch bei der Verpflichtung von Wunschspielern manchmal sehr viel Geduld gefragt ist.
Die Kaderplanung ist noch nicht final abgeschlossen. Der VfR ist nach wie vor auf der Suche nach zwei Torleuten und einem jungen Stürmer. „Generell würden wir gerne mehr junge Spieler verpflichten“ beteuerte Serkan Zubari fügte allerdings hinzu, dass für einige Talente die Verbandsliga nicht lukrativ ist und ein Aufstieg in die Oberliga den Attraktivitätsgrad des VfR um einiges erhöhen würde. Aus dem aktuellen Kader verfügen folgende Spieler über ein gültiges Arbeitspapier für die kommende Saison:
Furkan Cevik
Max Denefleh
Ali Ibrahimaj
Selim Jungmann
Christian Kuhn
Benedikt Koep
Abdullah Köse
Dennis Lodato
Blerton Muca
Marcel Schwöbel
Serkan Zubari war es noch ein Anliegen gewesen, kurz auf die Personalie Furkan Cevik einzugehen. Cevik startete seine Jugendlaufbahn beim VfR, wechselte nach Hoffenheim, durchlief im Kraichgau alle Nachwuchsklassen und zählte zu den verheißungsvollsten Talenten des Bundesligisten. Zwei kurz aufeinanderfolgende Kreuzbandrisse beendeten jedoch sein Engagement in Hoffenheim und spülten ihn nach Walldorf. Bei den Astorstädtern pendelte Cevik zwischen dem Regionalligateam und der zweiten Mannschaft hin und her, ehe er sich erneut schwer verletzte und ca. eineinhalb Jahre ausfiel. Der VfR unterstützt Furkan Cevik bei seinem Vorhaben wieder fit zu werden tatkräftig. Bereits in Heddesheim ließ er seine Qualitäten aufblitzen. Um jedoch erneut das Niveau aus der Walldorfer Zeit zu erreichen, benötigt Cevik die Sommervorbereitung.
Auch bezüglich der Personalie Ali Ibrahimaj erhofft sich der Verein, dass die kommende Saison verletzungstechnisch besser verlaufen wird. Mittlerweile ist der Denker und Lenker des Mannheimer Offensivspiels auch in die Quadratestadt gezogen, ein Schritt, der er es ihm ermöglicht, sowohl seine Herausforderungen im Job zu meistern als auch ausreichend Zeit für seine Frau mit zwei kleinen Kindern zu haben und darüber hinaus beim VfR Fußball zu spielen.
Das erste reguläre Training findet am 27.06.2022 statt, während die erste Testbegegnung am 01.07 bei der SG Sonnenhof Großaspach ausgetragen wird.